Migration von Hard- und Software

Geschwurbel von Daniel Schwamm (26.10.1994)

Inhalt

1. Warum Migration?

Migration bedeutet eine "Systemwelt-Wanderung". Darunter fällt meist nicht nur eine technische Betrachtung, sondern auch eine ökonomische und personalpolitische. Die Migration bezieht sich i.d.R. nicht nur ein Produkt, sondern auf eine ganze Systemumgebung. Die kürzer werdenden Rechnerarchitektur-Lebenszyklen bringen verstärkt Migration mit sich. Es hat sich aber gezeigt, dass nur ca. 20% der MVS-Applikationen (Multiple Virtual Storage) von IBM migrierbar sind!

2. Rahmenbedingungen für Migrationen

Rahmenbedingungen für Migrationen sind:

  • Sachzwänge, wie neue Produkte.
  • Innovationskraft soll beibehalten werden.
  • Es existieren Angebote (Migrationstools).
  • Man besitzt die Manpower und das Know-how für Migrationen.
  • das Altsystem ist veraltet.
  • man wird durch Externe zur Migration verführt.
  • man kann es sich finanziell leisten zu Modernisieren.

3. Emulation (Neubildung)

Neue Systeme können über spezielle Software die Software von alten Systemen verarbeiten. Dadurch lässt sich Bewährtes bewahren. Meist ist das Ziel von Integration aber eher die Nutzung innovativer Potenziale.

4. Planung

Migrationen verlangen eine mittelfristige bis langfristige Planung, d.h., es müssen für sie Projekte mit Meilensteinen, Verantwortlichkeiten, Terminen, Ressourcen usw. organisiert werden (denn bereits COBOL-COBOL-Migrationen können sehr aufwendig sein). Nach Möglichkeit sollte bei der Migration auf bestehende Ressourcen zurückgegriffen werden, so kann z.B. die Rechnerwelt wechseln, aber das Netzwerk bestehen bleiben. Dies gilt insbesondere auch für Mitarbeiter.

5. Koexistenzen

Auch die Koexistenz von Alt und Neu wird i.d.R. als Migration bezeichnet, ebenso z.T. das Reengineering des Altsystems mittels CASE-Tools. Verträglichkeit von Alt mit Neu ist sehr wichtig bei jeder Migration.

6. SQL-COBOL-Migrationstool

Embedded SQL als deskriptive Sprache wird über ein solches Tool in die prozedurale Sprache COBOL transformiert. Dadurch kann eine relationale Sicht auf die Daten konventionelle hierarchischer Datenbanksystem wie z.B. IMS/DB von IBM gewonnen werden!

7. Künstliche Intelligenz

Künstliche Intelligenz (KI) kann bei Migrationsvorhaben gut eingesetzt werden, können hier doch in der Wissensbasis vom User alle organisationstypischen Regeln und Fakten eingegeben werden (wie z.B. synonyme Begriffe). Eine IMS/DB-Datendefinition kann zum Beispiel mittels des XPS-gestützten HiRel durch Reverse Engineering in relationale DDL-Statements (Data Definition Language) für DB2 transformiert werden.

8. IBM-Migration

Die /36 ist echt proprietär - für ihre RPG-Programme (Report Program Generator) existiert kein Migrations-Pfad von IBM, z.B. nach UNIX (allenfalls über die AS/400, die die /36 emulieren kann, sonst aber inkompatibel zu ihr ist). Andere Hersteller bieten inzwischen aber Migrationstools für die /36 an, so dass User auf die effektiveren UNIX-Systeme (mehr als 16 bit, mehr Monitore anschliessbar, offener, usw.) wechseln können.

9. Standardisierte Software

Standardisierte SW bietet bisweilen besondere Migrations-Services, so kann z.B. das OSI-Modell schichtweise angesteuert werden. Jede Schicht bietet gesonderte Migrationstools, auch wenn man u.U. auf performance-schluckende Router oder Gateways zurückgreifen muss.