Sind wir alleine im All?

Geschwurbel von Daniel Schwamm (21.08.1991 bis 22.08.1991)

Ein Dialog

1: Der Mensch ist die Krönung der Schöpfung - was denkst du darüber? Glaubst du, dass das zutrifft?

2: Nein, glaube ich nicht, auch wenn der Mensch bis ins Mittelalter davon überzeugt gewesen war.

1: Und warum bist du davon nicht überzeugt? Ich meine der Mensch ist in seinen Fähigkeiten den Tieren doch weit überlegen. Er hat ein Bewusstsein. Er kann seinen Instinkt überwinden und bewusst gegen seine Natur handeln, wenn er das will. Nicht, dass das unbedingt eine positive Errungenschaft ist, aber es ist eine - und zwar eine einzigartige; nur der Mensch besitzt sie.

2: Bist du dir da sicher?

1: Nun, sicher natürlich nicht. Was ist schon sicher? Absolutheit existiert nicht. Aber wenn man sich die Beobachtungen der Naturwissenschaftler ansieht, existiert keine andere Lebensform der gleichen - oder gar höheren - Bewusstseinsstufe als der Mensch auf der Erde.

2: Genau, auf der Erde. Wer sagt dir denn, das die Erde alles ist?

1: Ah ja, natürlich, ich verstehe, worauf du hinaus willst. Du meinst, eine andere Lebensform auf einem anderen Planeten ist dem Menschen möglicherweise über.

2: Diese Möglichkeit besteht immerhin.

1: Vielleicht.

2: Nein, schärfer: Mit ziemlicher Sicherheit

1: Okay, das All ist gross, aber ...

2: Immanuel Kant hat einmal gesagt, dass Menschen, die an kein Leben auf anderen Planeten glauben konnten, sich in der Situation von Läusen befinden, die auf einem Menschenkopf leben und sich nicht vorstellen konnten, dass auf anderen Köpfen ebenfalls Läuse leben konnten.

1: Ja, das schon, guter Vergleich, aber ...

2: Alleine unsere Galaxis besteht aus Millionen von Sonnen, um die wiederum Millionen von Planeten kreisen, auf denen möglicherweise genauso Leben entstehen konnte, wie auf der Erde. Und im Weltall gibt es wiederum Millionen von Galaxien. Und ja - möglicherweise gibt es sogar nicht nur das eine Weltall, sondern eine riesige Menge von ihnen. Wer vermag das schon zu wissen?

1: Bei der Vielzahl der Möglichkeiten scheint es sogar so, als wimmle der ganze Weltraum vor Leben.

2: Und so ist es wahrscheinlich auch. Und ganz sicher, gibt es darunter eine Lebensform, die in ihre evolutionären Entwicklung schon weiter fortgeschritten ist, als der Mensch, meinst du nicht auch?

1: Es gibt aber auch noch eine ganz andere Möglichkeit.

2: So, wie meinst du das?

1: Vielleicht sind wir sogar ganz alleine im Weltall.

2: Ganz alleine? Nun, ich glaubte, dich gerade vom Gegenteil überzeugt zu haben. Sieh doch in den Himmel! Milliarden von Sternen ...

1: Tja, wir sehen diese Sterne zwar, aber das heisst ja nicht, dass sie auch wirklich vorhanden sind, oder?

2: Aber natürlich heisst es das. wie sollten wir sie denn sonst ... Moment, moment, eben verstehe ich - Licht! Ja, ja, man blickt ja quasi in die Vergangenheit, stimmt ja.

1: Das meinte ich. Möglicherweise existiert kein einziger der Sterne mehr, die wir jede Nacht am Himmel sehen. Vielleicht sind sie vor Ewigkeiten explodiert. Aber das Licht, das uns von einem Stern erreicht, der einige hundert Millionen Lichtjahre entfernt ist, ist nun einmal einige hundert Millionen Jahre alt.

2: Und damit auch die Informationen, die es beinhaltet. Wenn man auf einem Planet, der 5000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, auf die Erde sehen könnte, würde man die Ägypter sehen können, wie sie die Pyramiden errichten.

1: Genau - und einige weit entfernte Galaxien sind über drei Milliarden Lichtjahre entfernt. Möglicherweise gibt es diese schon lange nicht mehr.

2: Schreckliche Vorstellung, das alles, was wir da am Himmel sehen, möglicherweise gar nicht mehr existiert. Gefällt mir nicht. Nein, gar nicht. Dann wären wir ja wirklich ganz alleine im unermesslichen Raum des Weltalls. Klein und bedeutungslos - oder besser: noch kleiner und noch bedeutungsloser! Oder? Nein. Eigentlich dann doch eher das Gegenteil.

1: Ja, das Gegenteil. Denn dann wäre der Mensch ja doch die Krönung der Schöpfung - und das definitiv!

2: Tja, ...

1: Tja, ...