Property Rights-Theorie

Geschwurbel von Daniel Schwamm (19.03.1994)

Inhalt

1. Property Rights-Theorie und herkömmliche Mikroökonomie

Die Property Rights-Theorie (Verfügungsrecht-Theorie) ist eine relativ neue Theorie, die sich anschickt, zum Zentralkonzept zur Erforschung der Gesellschaft zu werden. Anders als wirtschaftliche Architekturkritiktheorien, die radikal die gesamten bisherigen Wirtschaftstheorien verwerfen wollen, fusst die Property Rights-Theorie auf der herkömmlichen Mikroökonomie, korrigiert diese aber in ihren Prämissen. Während die Mikroökonomie von idealisierten Annahmen wie z.B. dem vollkommenen Restkapitalmarkt u.ä. ausgeht, werden bei der Property Rights-Theorie "realistische" Annahmen aufgeführt, die empirische Bestätigung in der Praxis gefunden haben.

Die Property Rights-Theorie beschreibt, wie bestimmte Verfügungsrechte an Ressourcen ökonomisch, rechtlich und sozial institutionalisiert werden, d.h. sie gibt an, inwieweit verschiedene Wirtschaftssubjekt Handlungsrechte und Handlungsmöglichkeiten bzgl. der vorhandenen Ressourcen besitzen. Es wird also nicht von idealen Zuständen ausgegangen, in dem gesagt wird, dass jemand gar keine oder alle Rechte auf die Ressourcen besitzt, sondern es wird behauptet, dass die jeweilige sozioökonomische Umwelt Art und Ausmass der Property Rights determiniert. Das zu untersuchende institutionelle Arrangement gibt Auskunft über die Struktur der Verfügungsrechte, und macht klar, in welcher Weise durch Sanktionen, also Belohnungen und Bestrafungen, das menschliche Handeln kanalisiert werden kann.

Die herkömmliche Mikroökonomie kennt nur vollständige Property Rights, bei denen der spezifizierte Wert eines Gutes (z.B. eines Hauses) festgelegt wird. Die Property Rights-Theorie berücksichtigt neben dem spezifizierten Wert eines Gutes (einer Ressource) auch dessen effektiven Nutzwert, d.h. alle damit verbundenen Verfügungsrechte. So macht es z.B. einen Unterschied, ob sich zwei spezifisch gleichwertige Häuser einmal in der Nähe eines Atomkraftwerkes befindet und einmal nicht - der effektive Nutzwert wäre beim zweiten Haus sicherlich höher, weil es z.B. leichter an Touristen zu vermieten wäre.

An möglichen Verfügungsrechten werden vier Stück in graduell anwachsender Bedeutung unterschieden:

  1. Nutzungsrechte: Jemand verfügt über das Recht, eine Ressource zu nutzen, also beispielsweise in einem Haus zu wohnen.
  2. Ertragsrechte: Jemand kann eine Ressource derartig benutzen, dass er Erträge damit erwirtschaftet und diese auch behalten darf. Ein solcher Fall wäre gegeben, wenn jemand ein Haus vermietet.
  3. Änderungsrechte: Jemand besitzt das Recht, eine Änderung der Substanz einer Ressource vorzunehmen. Ein solches Recht wäre nötig, um an einem Haus eine Garage auf Kosten des Gartens anbauen zu können.
  4. Überlassungsrechte: Jemand verfügt über das Recht, die vorher genannten Rechte an andere zu übertragen. D.h. ein Hausbesitzer gestattet hierbei z.B. einem Vermietergesellschaft, sein Haus gegen ein festes Entgelt zu verwalten. Es versteht sich von selbst, dass dieses Recht das weitgehendste Verfügungsrecht ist, und damit auch das höchste Risiko für den Ressourceneigner birgt.

2. Die Verdünnung von Property Rights, Externalitäten und Transaktionskosten

Eine Verdünnung der Property Rights bedeutet, dass gewisse spezifische Rechte an einem Gut effektiv gemildert werden, weil bestehende institutionelle Restriktionen eine volle Ausschöpfung der Verfügungsrechte verhindern. Diese Restriktionen werden zum einen durch Transaktionskosten verursacht. Transaktionskosten sind alle die Kosten, die entstehen, um die Verfügungsrechte mehrerer Personen an einer Ressource zu regeln, z.B. Informationskosten, Vertragskosten oder Überwachungskosten. So werden die Property Rights an einem Haus dadurch verdünnt, dass dem Besitzer Vertragskosten entstehen, wenn er es an andere vermietet. Zum anderen werden Restriktionen durch institutionelle Nutzungsbeschränkungen wirksam, wobei hier insbesondere juristische Regelungen zum Tragen kommen. So verfügt zwar eine Waffe über den spezifischen Nutzen, jemanden damit zu erschiessen, gleichzeitig wird dieser Nutzen aber durch das allgemeine Tötungsverbot effektiv stark gemildert. Zu solchen Nutzungsbeschränkungen kommt es immer dann, wenn die Verfügungsrechte an einer Ressource mit den Verfügungsrechten an einer anderen Ressource kollidieren. Hier sind auch die Externalitäten zu nennen, die die Differenz zwischen den privaten und den sozialen Kosten (bzw. Nutzen) an einer Ressource in Abhängigkeit von den Transaktionskosten widerspiegeln. Es gilt: Je höher die Transaktionskosten sind, desto verdünnter werden die Property Rights, d.h. umso mehr werden sie kollektiviert, und desto höher werden die Externalitäten, weil die private Nutzniessung von kollektiven Ressourcen die sozialen Kosten in die Höhe treibt.

3. Ursachen der (langfristigen) Spezifizierung der Property Rights

Der technische Fortschritt verursacht laufend institutionelle Innovationen, die die Verfügungsrechte an einer Ressource langfristig erhöhen können. Die Property Right-Forscher versuchen nun, solche Wertsteigerungen bereits im Vorfeld vorauszusehen, um die Verfügungsrechte an den Ressourcen für bestimmte Personen langfristig spezifizieren zu können, damit sie den maximalen Nutzen aus der Ressource schlagen können.

Ein Beispiel: Das Land eines Indianerstammes ist Gemeindeeigentum, d.h. jeder hatte das gleiche Recht darauf zu leben, zu jagen und/oder es zu bewirtschaften. Nun kommen die Weissen ins Land und bieten viel Geld für die Felle erbeuteter Tiere. Infolgedessen kommt es zu Effekten wie Raubbau und Überjagung durch einzelne Indianer, die dem Gemeindeland irreparablen Schaden zufügen. Die Externalitäten wachsen ins Unermessliche. Zur Abwendung gibt es nur eine Möglichkeit (laut den Property Rights-Forschern): Die Institutionalisierung des Privatbesitzes. Durch die Verteilung des Landes an Einzelindianer in Form von Privatbesitz, werden die Property Rights daran dahin gehend spezifiziert, dass jeder, der früh genug Land (oder vielmehr die Verfügungsrechte daran) erworben hat, den maximalen Nutzen daraus für sich schlagen kann - und auch für das Land selbst, weil es nun im Interesse des Eigentümers liegt, es nicht durch übertriebenen Raubbau zu vernichten.

4. Grad der Spezifizierung von Property Rights

Drei graduelle Pole der Spezifikation werden von den Property Rights-Forscher beschrieben: Der Privatbesitz, der Gemeindebesitz und der Staatsbesitz. Diese werden wir uns nun einmal ansehen:

  1. Liegt Privatbesitz an einer Ressource vor, dann ist die Spezifikation vollständig, d.h. der individuelle Einzelbenutzer verfügt über alle Rechte daran. Sowie auch andere Individuen Rechte an der Ressource erwerben, werden dadurch die Property Rights verdünnt, d.h. der Grad der Spezifikation nimmt ab. Aus Sicht der Property Rights-Theoretiker stellt der Privatsitz den Idealfall dar, sind doch hier die Externalitäten niedrig, da es im Interesse des Besitzers steht, seine Ressource maximal auszunutzen, sie dabei aber nicht zu zerstören. Auch die Transaktionskosten sinken auf ein Mindestmass, weil der Besitzer die Verwaltung der Ressource alleine übernimmt. Mit anderen Worten: Gib jedem ein Stückchen Wald als Privatbesitz, und er wird darin nicht mehr heimlich wildern, sondern ihn aufopfernd hegen und pflegen, um ihn somit möglichst nutzbringend einsetzen zu können.
  2. Falls alle Menschen die gleichen Rechte an einer Ressource besitzen, kann man von Gemeinschaftsbesitz reden. Hier ist der Grad der Spezifikation praktisch gleich Null. Einen solchen Gemeindebesitz stellt beispielsweise eine öffentliche Strasse dar, die de jure von jedermann in gleicher Weise genutzt werden darf. Da nun aber nach dem Menschenbild der Property Rights-Theorie jedermann versucht, seinen Nutzen an der Ressource zu maximieren, entstehen hohe Externalitäten, die sich kennzeichnen lassen mit der Aussage: Gewinne werden privatisiert, Kosten dagegen sozialisiert - z.B. benutzt jedermann gerne öffentliche Strasse, aber keiner repariert sie auch freiwillig. Solche Externalitäten lassen sich eindämmen durch Überwachungsmassnahmen (z.B. durch eine Strassenwacht), die aber i.d.R. mit hohen Transaktionskosten verbunden ist. Eine andere Möglichkeit wäre, die Erträge, die der Einzelne aus der Ressource erwirtschaftet, auf alle gleichmässig zu verteilen, z.B. müsste dann ein Hobbyjäger die erbeuteten Hasen mit der gesamten Bevölkerung teilen. Da ein solcher Ertragsverteilungszwang meistens dazu führt, dass die Motivation zur Nutzung der Ressource in den Keller geht, weil der ökonomische Anreiz fehlt, die Ressource also letztlich ungenutzt Brach liegt, muss der Staat häufig zentralistisch eingreifen, um die Bevölkerung zu zwingen, die Ressource zu nutzen. Was wir dann bekommen ist klar: Die zentralistischen Planwirtschaft der kommunistischen Länder.
  3. Gehört eine Ressource keiner Individualpersönlichkeit, dann sprechen wir von Staatsbesitz. Auch hier ist der Grad der Spezifikation gleich Null, weil keiner besondere Verfügungsrechte darauf geltend machen kann. Um einen Staatsbesitz handelt es sich bei einer Ressource genau dann, wenn sie nicht öffentlich zugänglich ist, wie dies z.B. bei einem Militärgelände gegeben ist.

Es bleibt festzuhalten: Die Position der Property Rights-Forscher ist mit obiger Charakterisierung der Spezifikationsgrade eindeutig als konservative erkennbar. Dem Privatbesitz wird der mit Abstand höchste effektive Nutzen zugeschrieben, da hier die Externalitäten und die Transaktionskosten niedrig sind. Mit anderen Worten: Jede Verdünnung der Property Rights gehen mit Effizienzverlusten einher, d.h. vollständige Spezifikation bedeutet maximaler Nutzen für alle.

5. Der Mensch in der Theorie der Property Rights-Theorie

Auf das Menschenbild der Property Rights-Theorie wurde im vorherigem Kapitel schon kurz eingegangen. Es entspricht nicht dem idealisierten rein wirtschaftlich denkendem Nutzenmaximierer der Neoklassiker, also dem Homo oeconomicus, nicht einem dem Anspruchsniveau Angepassten und auch nicht dem Mustermenschen der Entscheidungstheoretiker um Simon. Die Property Rights-Theorie geht von einem sogenannten REMM aus, einem Resourceful Evaluating Maximizing Man. Ein solcher REMM hat nicht nur ausschliesslich Geld im Kopf, sondern kann auch das ganz andere Ziel haben, Liebe zu maximieren (im Gegensatz zum Homo oeconomicus). Er findet sich auch nicht mit einem bestimmten Anspruchsniveau ab, sondern versucht immer wieder den Nutzen an einer Ressource zu maximieren (im Gegensatz zum dem Anspruchsniveau Anpassten). Und zuletzt ist er fähig, völlig rational zu denken, sich also nicht von Präferenzen oder Unbestimmtheiten der Umwelt irritieren zu lassen (im Gegensatz zur Entscheidungstheorie).

6. Methodologische Individualisierung

Die Neoklassik hat bei ihren Untersuchungen ganze Gruppen im Auge. Sie analysiert daher z.B. eher das soziale Verhalten einer Organisation, als das ihrer einzelnen Mitglieder. Die Property Rights-Theoretiker dagegen schlagen sich auf die Seite der Mikroökonomie-Theoretiker: Sie versuchen, das soziale Verhalten einzelner Personen in mikropolitischer Weise zu erklären.

7. Erklärungen des Property Rights-Theorie

Die Erklärungen der Property Rights-Theorie, z.B. hinsichtlich der Entstehung und Form von Staatsverfassungen, laufen immer auf das folgende Schema hinaus: Es werden zuerst die institutionellen Arrangements bezüglich einer bestimmten Ressource, d.h. die in der Umwelt vorgefundenen Transaktionskosten und Externalitäten, erläutert, und dann gezeigt, inwieweit diese die Handlungsmöglichkeiten und Handlungsrechte der Wirtschaftssubjekte einschränken. Danach wird der angenommene funktionelle Nutzen der Ressource für die einzelnen Individuen dargelegt, woran deren Ziele erkenntlich werden. Und zuletzt wird über das REMM-Modell beschrieben, in welcher Weise die Individuen ihre Ziele bei gegebenen Property Rights durchzusetzen suchen.

8. Unternehmen nach Sicht der Property Rights-Theorie

Nach Ansicht der Property Rights-Experten gibt die Unternehmensverfassung die Strukturen der Verfügungsrechte am besten wieder. Aus diesem Grund wurden und werden diesen besondere Aufmerksamkeiten geschenkt. Dabei gehen sie im Gegensatz zur klassischen Mikroökonomie davon aus, dass die Property Rights in verdünnter Form vorliegen, die Spezifikation der Rechte an den Ressourcen eines Unternehmens also nicht vollständig auf die Besitzer gerichtet ist. Tatsächlich wird das Unternehmen i.d.R. nicht von den Besitzern, sondern von einem Management geführt. Ausserdem existieren rechtliche Einschränkungen, z.B. hinsichtlich von Monopolgeschäften, die die Verfügungsrechte verdünnen. Unternehmen dienen nach der Property Rights-Theorie also hauptsächlich dazu, eine institutionalisierte Trennung von Eigentum und Kontrolle vornehmen zu können.

9. Nicht-marktgerechte Entscheidungsmechanismen

Lange Zeit waren die Wirtschaftswissenschaften, insbesondere die Nationalökonomie, darauf aus gewesen, Mängel im Privatbesitz zu erkennen und dafür nach staatlichen Eingriffen zu rufen, in dem - naivem - Glauben, das Gemeinwohl wäre dadurch besser realisierbar. Nach Ansicht der Property Rights-Theorie sind Menschen jedoch unverbesserliche REMM, die maximalen Nutzen aus institutionellen Arrangements schlagen, und dies gilt auch - oder sogar im besonderen Masse - für Politiker. Sichtbar wird dies immer dann, wenn wieder einmal ein Skandal die Institution der Demokratie erschüttert. Aus diesem Grund kann auch das Ziel des Gemeinwohls durch die Wirtschaftspolitik kaum je erreicht werden.

Die Property Rights-Theoretiker sagen: Natürlich, die Demokratie räumt dem Volk die Möglichkeit ein, ihre Rechte an den Ressourcen geltend zu machen. Es kann diese notfalls auch gewaltsam durchsetzen, z.B. durch Abwanderung, d.h. durch Abstimmung mit den Füssen, oder Dissidententum, also aktivem Widerstand gegen die Regierung. Doch nur zu häufig schlägt Demokratie in Despotie um, in der die Auswanderung verboten und das Dissidententum brutal niedergeschlagen wird.

Wieder wird die konservative Haltung der Property Rights-Theoretiker deutlich, die an die Effizienz des Privateigentums glauben. "Nein, der öffentlichen Hand ist nicht zu trauen, die wirtschaftet nur in die eigene Tasche", sagen sie. "Versagen die Allokationsmechanismen des Marktes, ist es allemal besser, die Property Rights - auch durch eventuell erhöhte Transaktionskosten (die aber immer unter denen einer weiteren Verdünnung durch Sozialisierung liegen) - neu zu regeln, anstatt nach staatlichen Eingriffen, d.h. nicht-marktgerechte Entscheidungsmechanismen zu rufen."

10. Wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung nach Sicht der Property Rights-Theorie

Die Property Rights-Theorie kann helfen, die neolithische und die industrielle Revolution verständlich zu machen. Anstatt gewisse institutionellen Zustände und Verfügungsrechte als gegeben zu betrachten (wie dies die klassischen Wirtschaftswissenschaften tun), werden sie in der Property Rights-Theorie als in der Zeit veränderliche Variablen betrachtet. Beim Übergang von den nomadisierenden Jäger- und Sammlerhorden zur Agrargesellschaft fand ebenso eine Spezifizierung der Eigentumsrechte als Reaktion gegen externe Effekt auf, also gegen erhöhte Externalitäten, wie beim Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft. Man muss sich vor Augen halten, dass erst im 18. Jahrhundert das Patentrecht institutionalisiert wurde, dass das geistige Eigentum des Einzelnen schützte und damit für ihn ökonomisch reizvoll machte - die Folge war eine explosive Zunahme der Erfindungen, die die industrielle Revolution ermöglicht haben.

11. Kritik der Property Rights-Theorie

Wie bereits mehrfach erwähnt, zeichnet sich die Property Rights-Theorie durch einen exzessivem Hang zum Konservatismus aus, der das Privateigentum gegenüber jegliche Form der Sozialisierung geschützt sehen will, um so einen maximalen Nutzen daraus erzielen zu können. Kritisch ist hier v.a. anzumerken, dass die Effizienz des Zugriffs auf eine Ressource überstark in den Vordergrund tritt, denn schliesslich gibt es noch andere wichtige Effizienzkriterien, wie z.B. eine durchwachsene Marktdurchdringung, die bei Kollektivgütern sicher eher gegeben ist. So ist es für die Wirtschaft wichtig, dass Strassen überall hinführen und nicht nur an ökonomisch reizvolle Orte. Habsucht bringt auch keine sinnvollen Kollektivgüter wie Leuchttürme hervor, und das Privatfernsehen ist gegenüber dem öffentlich-rechtlichem Fernsehen in nachteiliger Weise verbunden mit (oder besser: Unterbrochen von) langweiliger Werbung. Die staatliche Eingriffe werden ebenfalls unnötig angeschwärzt, weiss doch jeder, dass ungebremster Kapitalismus zu einer gesellschaftlichen Polarisation in Arme und Reiche führt, der ein gehöriges Potenzial an sozialem Sprengstoff inne wohnt - der Blick nach Amerika zeigt das nur zu deutlich. Zuletzt muss noch erwähnt werden, dass der Property Rights-Ansatz ebenso normativ wie spekulativ ist: Er beschreibt in übertriebenen Fachjargon simple Sachvorgänge, will standardisierte Lösungen vorgeben (nämlich eine Verdünnung der Property Rights in jedem Fall zu verhindern), kann sich dabei aber auf keinen ausgereiften Formalismus oder empirische Bestätigungen berufen.

Als Aktiva zu verbuchen ist die Fähigkeit der Property Rights-Theorie, das menschliche Handeln hinsichtlich gegebener institutionellen Rahmenbedingungen zu analysieren. Hier "beweist" die Theorie, dass Mängel im menschlichen Handeln sehr häufig auf Mängel der Institutionen zurückzuführen sind. So kann z.B. behauptet werden, dass eigentlich nur die Befristung von Jagt-Erlaubnissen daran Schuld ist, dass die Jäger so schnell möglichst viele Tiere erbeuten und dabei oft so unnötig grausam vorgehen. Man kann sich hierbei dennoch nicht ganz des Eindrucks erwehren, als würden die Property Rights-Forscher - in merkwürdiger Inkonsequenz zu ihrem REMM-Modell - versuchen, den Menschen als von Natur aus gut darzustellen, der alleine durch die schlechte Gesellschaft zum Raubtier gemacht wird.