Frauenangst aufgrund des Weibcheneffektes

Geschwurbel von Daniel Schwamm (26.08.1991 bis 27.08.1991)

Ein Dialog

1: Neulich habe ich Raumschiff Enterprise gesehen und ...

2: Raumschiff Enterprise? Captain Kirk, Spock, Pille und so? Oh Mann! Wie alt bist du?

1: Offensichtlich nicht zu alt, um keinen Gefallen mehr an dieser Fernsehserie zu finden. Aber darum geht es jetzt auch gar nicht. Es geht um etwas, was mir bei einer dieser Sendungen eingefallen ist.

2: Na dann mal los - erzähle!

1: Also, die Enterprise war unter die Kontrolle von einigen mental begabten Kindern geraten, die auf dem besten Wege waren, das Raumschiff dadurch in den sicheren Untergang zu führen - und nicht nur das Schiff, sondern noch viel mehr.

2: Aha. Und was haben dein Kirk und Mister Spock dagegen unternommen?

1: Nicht viel. Und das ist auch genau der Punkt, worauf ich hinaus will; sie unternahmen vorerst nichts, da es nur den gewaltsamen Weg gegen die Kinder gab.

2: Verstehe. Da wurden natürlich Skrupel wach. Welcher halbwegs anständige Mensch vergreift sich schon an Kindern.

1: Genau, genau, das meine ich. Dieser innere Blockierung, die einen daran hindert, einem Kind mit brutaler Gewalt zur Räson zu bringen. Bis zu diesem Zeitpunkt habe ich mir eigentlich nie viel Gedanken darum gemacht, warum es diesen inneren Schutzwall überhaupt gibt.

2: Nun ja, um die Kinder vor den physisch und psychisch überlegenen Eltern oder anderen Erwachsenen zu schützen. Warum sonst? Konrad Lorenz hat uns doch auf den Kindcheneffekt hingewiesen.

1: Ja, klar, grosse Augen, unsichere Bewegungen, viel zu grosser Kopf - da wird jeder sofort milde gestimmt. Biologisch. Ist klar. Aber mit dem Warum habe ich nicht gemeint, was das für die Kinder für Vorteile bringt oder inwieweit es die Sozialität fördert. Nein, ich wollte wissen, wodurch sich der innere Schutzwall legitimiert vor einem selbst.

2: TV? Wie bitte? ... Ah! Eben verstehe ich dein geschraubtes Gerede. Mh, ... Gewissen würde ich sagen, oder?

1: Ich auch. Das Gewissen, ein inneres Gerechtigkeitsempfinden, lässt es nicht zu, dass wir einen Schwächeren verletzen.

2: Na klar, da waren dem moralischen Kirk die Hände gebunden; er konnte es nicht mit seinem Gewissen verantworten, ihm physisch weit unterlegene Kinder zu töten oder ähnliches an zu tun. Spock, der Logiker, dagegen ... nun, möglich das er die Notwendigkeit über seine Skrupel stellen konnte.

1: Nun ... er schlug die Ermordung der Kinder vor, sollte es keinen anderen Weg geben.

2: Ha, dieses Spitzohr! Die armen, armen Kinderchen. Ging es ihnen denn an 's Leder?

1: Nein, nein, zum Glück nicht. Das schöne an Enterprise ist doch, dass es meistens ein Happy End gibt. Nein, nein, die Kinder durften weiterleben.

2: Und wenn Kirk plus Spock nicht diesen inneren Wall gehabt hätten, wäre die Geschichte anders ausgegangen, meinst du?

1: Wahrscheinlich hätte man mit einer handvoll erwachsener Männer kürzeren Prozess gemacht.

2: Ja, mit Männern schon, da stimme ich dir zu. Aber mit Frauen? Wie ich das sehe, geniessen sie in dieser Hinsicht ähnliche Privilegien wie Kindern, oder?

1: Du sprichst mir aus der Seele. Denn diesen Gedankensprung habe auch ich vorgenommen. Wie es den Kindcheneffekt gibt, gibt es auch den Weibcheneffekt. Alleine die Silhouette einer Frau erweckt in Männern unmittelbar Zuneigung und mehr.

2: Oh ja, viel mehr!

1: Ja, da hast du recht. Das erklärte mir aber auch, warum ich solche Angst vor Frauen habe.

2: Moment, moment, da komme ich nicht mit. Das du Angst vor Frauen hast, weiss ich ...

1: Vor Kindern übrigens auch. Auch das wurde mir in diesem Moment erst wieder bewusst.

2: Vor Kindern auch? Na, das ist mir aber neu.

1: Nun, das kam nie so zu tragen, aber die Angst ist real. Mir ist sie nur nicht so aufgefallen, weil ich Kindern eher aus dem weg gehen kann als Frauen, die mich anziehen wie das Licht die Motten. Aber ich habe einmal ein schaurigen Film gesehen, einen, bei dem ich mich wahrscheinlich mehr gegruselt habe wie bei jedem anderen Film.

2: Ach ja, deine Überzeugung, ein perfektes Hollywood-Monster müsse weiblich sein. Kenne ich, kenne ich.

1: Das stimmt schon. Aber in diesem Fall war das Monster nicht nur weiblich, sondern die eigentlich Bösen, waren die mordenden Kinder in dem Film. Er hiess übrigens 'die Brut'.

2: Also gilt - du hast Angst vor Frauen und vor Kindern, behauptest du. Akzeptiert. Aber warum, zum Teufel? Haben wir nicht festgestellt, dass Kinder psychisch und physisch und Frauen zu mindestens meistens physisch die Unterlegen sind.

1: Ja, eben.

2: Ja, was eben? Ich verstehe nicht, worauf du hinaus willst. Hat es etwas mit den inneren Blockierungen zu tun, die du vorhin erwähntest und die dich so faszinierten?

1: Natürlich. Denn überlege doch einmal: Was heisst das denn für Kinder und Frauen, dass Männer sich als die Stärkeren empfinden und daher innerlichen Blockaden ausgesetzt sind?

2: Willst du damit andeuten, gerade dass gäbe Kindern und Frauen die Möglichkeit, den Männern auf der Nase herumzutanzen?

1: Ja.

2: Sie kehren also den Spiess um. Der gehemmte Mann ist praktisch ihrer Willkür ausgeliefert? Sie verlassen sich darauf, dass die biologischen Hürden für Männer nicht zu durchbrechen sind?

1: Ja. Dadurch erlangen sie ganz handfeste Macht!

2: Mh ... da ist, glaube ich, schon etwas dran.

1: Schon als Kind habe ich mir geschworen, nie - niemals in meinem Leben - Gewalt gegen Frauen anzuwenden. Die Angst davor, diesen Schwur jemals zu brechen - mein Gott, möglich ist alles - lähmt mich, macht mich passiv. Der Schweiss bricht mir aus, wenn eine Frau zu viel Interesse zeigt. Und mit Kindern verhält es sich nicht unähnlich. Ohne jede Gegenwehr akzeptiere ich es, wenn ein Kind auf mich einschlägt. Ich kann gar nicht anders handeln.

2: Gefangen im Bann unseren Gewissens. Ganz interessant in diesem Zusammenhang sind die Verhältnisse in Schweden. Möglich das hier die grösste Annäherung der Geschlechter statt gefunden hat; Mann und Frau sind gleichberechtigt in jeder Beziehung. Und doch ... Es herrscht öfters als normal ein Klima der Gewalt zwischen den Männern und Frauen Schwedens, wobei die Frau als die physisch unterlegen - Gesetze ändern daran nichts - die Leidtragende ist.

1: Ja, das würde passen. Frauen sind per Gesetz den Männern gleichgestellt, die Männer bekommen dadurch Unterstützung in ihrem inneren Kampf gegen die Hemmenden biologischen Blockaden, die weitgehend durch das Gewissen aufrecht erhalten werden.

2: Und das Gewissen ist in geradezu furchtbarer Weise manipulierbar!

1: Eben. Die Männer behandeln Frauen wie sie Männer in dieser Situation behandeln würden - Männer die ihnen unterlegen sind.

2: Da spielt aber auch noch ein anderes Faktum hinein. Dadurch das die Frauen selbstständiger wurden, können sie sich nicht nur eher der Willkür der Männer entziehen, sondern auch in sexueller Hinsicht freier entscheiden. Ein Mann heutzutage muss mehr bieten, als nur ein gesichertes Einkommen, um eine Frau an sich binden zu können. Manche können aber nicht mehr bieten ...

1: ... ihnen läuft die Frau weg oder sie bekommen erst gar keine - Frustration, dann Aggression, die in Gewalt gegen Frauen umschlägt. Das alte, traurige Spiel.

2: So gesehen birgt die Emanzipation doch Gefahren in sich.

1: zumindest so lange, wie es der Mann nicht lernt, Gewalt gegen alles einzusetzen, was ihm im Weg steht. Ich meine vor Kindern macht auch nicht jeder halt.

2: Auch nicht jede Frau.

1: Klar, auch nicht jede Frau. Aber auch hier wiederholt sich das Spiel: Die Kinder werden früher und schneller unabhängig, sozusagen gleichberechtigter, mächtiger.

2: Das Kindchenschema versagt - auch bei den Frauen.

1: Der Umgang mit der Freiheit will gelernt sein. Auch wenn man sie nur als Passiver erfährt.

2: Statt Aggression und Gewalt lieber Quatschen bis zum Exzess, so wie du das hier offensichtlich proklamierst?

1: Die Welt wäre besser, wenn alle so wären wie ich.

2: Nun ... dazu sage ich am bestens gar nichts mehr!