Favoriten - Alles, was einem so gefällt ...
Favoriten-Page von Daniel Schwamm (01.01.2002)
Inhalt
Geschmäcker wechseln, Moden und Trends kommen und gehen, Menschen werden
bekannt und verschwinden wieder von der Bildfläche. Manchmal bleibt aber
auch etwas dauerhaft im Bewusstsein hängen - und prägt bisweilen sogar das
eigene Leben.
Auch wenn ich nur selten ins Kino gehe, vor der Glotze bin ich jedenfalls
oft zu finden. Keine Ahnung, wie viel Stunden ich schon Chips-fressend vor der
Flimmerkiste verbracht habe. Bei all den bunten Bildern vergisst man letztlich
mehr, als man sich merken kann. Einiges hat einen dann aber doch emotional so
berührt, dass man es nie vergisst.
(GB 1986 Regie Russell Mulcahy Darsteller Christopher Lambert, Sean Connery)
Der Film war eine Empfehlung eines Klassenkameraden. Ich wusste vorher
gar nichts darüber.
Movie läuft, es dauerte nur Sekunden, da dachte ich schon "Cool!".
Fulminante Kamerafahrt über ein aufgeheiztes Publikum
beim Wrestling. Ein Typ kommt ins Blickfeld, der völlig bewegungslos
im Tumult um ihn herum da sitzt. Nur seine Augen sind hell beschienen.
Dazu das Johlen des Publikums, das Knattern der Rotorblätter des
Hubschraubers mit der Kamera und ein aggressiver Song von Queen ...
Plötzlich Szenenwechsel. Jetzt laufen da auf einmal schottische
Highland-Krieger herum. Offenbar in ferner Vergangenheit. Hä? Habe ich
zufällig den Kanal gewechselt? Und ich muss gestehen, dass ich den Helden
nicht gleich wieder erkannte. Später sinkt die Kamera in den Boden von
Schottland hinein - und kommt in einer Tiefgarage in der Gegenwart wieder zum
Vorschein. Spätestens da sass ich mit klopfendem Herzen und offenem Mund
vor der Glotze.
Es ist dunkel, Schritte hallen durch den Raum. Zwei
Männer treten sich gegenüber, mit langen Mänteln. Aus denen holen sie
plötzlich Schwerter und gehen aufeinander los. Wow, was ist jetzt das?
Sie kämpfen und die Tiefgarage scheint dabei in Energie getaucht. Autos
wackeln, hupen, Sprühnebel durch die Sprinkleranlage, es blitzt und zischt,
in der Ferne Sirenengeheul ... Der Kampf endet mit einer Enthauptung. Doch
es ist nicht vorbei. Nach einem grimmigen "Es kann nur einen geben" schreit
der Held und nun scheint sich die Energie im Raum erst richtig zu entladen.
Ich kapierte gar nichts. Das ist doch surreal. Aber abgefahren. Zoom ins
Auge - und wir sind urplötzlich wieder in Schottland. Ich fühle mich wie
in einer Achterbahn, hin- und hergerissen zwischen "Was soll der Mist?" und
"Ist das geil".
Das sind nur die ersten Minuten des Films gewesen. Aber das Niveau bleibt.
So etwas hatte ich bis dato nicht gesehen - und danach auch nie wieder.
Highlander ist szenisch aufgebaut, Gegenwart und Vergangenheit sind verwoben.
Wir erkennen ebenso wie der Held erst allmählich, um was es geht. Fast jeder
Satz hat eine tiefere Bedeutung. Kleine abgeschlossene Handlungsstränge
reihen sich aneinander, jeder für sich beeindruckend, genial: Schlachtgetümmel
in den Highlands, die mit dem offensichtlichen Tod des Helden enden, der
dann aber doch überlebt. Lehrer bildet Schüler aus. Schwertkampf auf schroffen
Felsenklippen aus der Vogelperspektive. Humorige Duellierung im 17. Jahrhundert.
Zwei parallele Liebesgeschichten, eine unsagbar tragisch, die andere offen.
Alles hängt irgendwie zusammen. Ein Puzzle, dass sich allmählich zusammmensetzt.
Und am Ende ein Showdown, der ganze Gebäude einstürzen lässt ...
Szenen aus Highlander als Collage bzw. Wallpaper
(USA 1991 Regie Nicholas Meyer
Darsteller William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelley, James Doohan)
Ich bin ohnehin Star Trek-Fan. Seien es die alten Folgen, die Filme oder die neuen
Folgen, mir gefällt einfach diese Aussicht auf eine Welt, in der die Menschheit
erwachsen geworden ist.
Hier sind sie noch einmal alle beisammen, meine alten Helden. Und sie harmonieren
so perfekt miteinander, wie man es von einer Crew nur erwarten kann, die sich seit
so langer Zeit an Orte begibt, wo noch nie ein Mensch gewesen ist.
Das Drehbuch ist klasse, der Bezug zur damaligen Gegenwart - Mauerfall und
politischer Umbruch des Ostblocks - geschickt mit einem gerüttelt Mass an
Selbstironie in die Story eingebunden.
Ach ja, 1991, bevor die Terror-Hysterie aufbrandete, war die Welt noch in Ordnung:
Das unentdeckte Land (die Zukunft) verhiess Gutes und die Politik-Hardliner wurden
dort hin gestellt, wo sie hingehören: Mit Eselsmütze ins Eck. Selbst so ein bisweilen
verbohrte Charakter wie Kirk konnte noch glaubwürdig innerhalb von 90 Minuten bekehrt
werden.
(GB 1985 Regie James Ivory Darsteller Helena Bonham Carter, Julian Sands)
Ein Film, der damals so gar nicht in mein selbstgestecktes
"Harter Junge"-Image passen wollte, mir daher also eigentlich nicht gefallen
durfte, es aber - verflixt noch einmal - dennoch taten. Schande über mich - ich habe
dabei sogar geschluchzt!
Ein kleiner Film, unheimlich feinfühlig inszeniert, voller verschrobener
aber liebenswerter Charaktere: Der "revolutionäre" Vater, der philosophierende
Vikar, der träumerische Held, die gegen ihre Gefühle ankämpfende - und letztlich
unterliegende - Heldin, eine nur scheinbar intrigante Fädenzieherin, und der
versnobte sich dieser Schwäche aber bewusst werdende Nebenbuhler.
Einfach nur ein schöner Film, bei dem man wie von selbst in die Zeit des Englands
Anfangs des 20. Jahrhunderts schlüpft, die affektierten, aber feinsinnigen
Umgangsformen überrascht geniesst, und am Schluss die Kraft der Liebe über
das nicht allzu starre Korsett der gesellschaftlichen Zwänge obsiegen sehen kann.
Oh ja, und natürlich eine junge Helena Bonham Carter, die trotzig kämpft,
sich um Fassung bemüht, der Ration folgend will, bis schliesslich der Wall bricht
und sie endlich doch ihrem Herzen folgt. Wie Julian Sands Charakter verliebe ich mich
dabei jedes Mal aufs Neue in sie ...
Musik spielt in meinem Leben keine besonders grosse Rolle. Anders als viele
meiner Freunde reizen mich etwa Livekonzerte wenig. Auch schaffe ich es eigentlich
nie, mich mal hinzusetzen und einfach nur Musik zu hören, ohne nebenbei noch etwas zu
lesen oder sonst irgendwie tätig zu sein. Ist mir einfach zu langweilig.
An einem Ort jedoch kann ich nur schwerlich auf Musik verzichten: Im Auto.
Und einige Sachen höre ich da immer wieder und wieder und wieder ...
Die Entdeckung Queens war eigentlich ein Irrtum - ich hörte "Another one bites
the dust" und hielt es für "Rappers Delight" von der
Sugar Hill Gang, was zu hören damals als cool galt. Der Schrei von Freddy
in "Another one bites the dust" war aber noch cooler, so holte ich mir mit
"The Game" die erste LP meines Lebens. Darauf war auch "Sail away sweet
sister", was lange Zeit zur Nr. 2 meiner Lieblingslieder wurde (nach
"Rebel Yell" von Billy Idol).
So nach und nach entdeckte ich, dass Queen Musik machte, die fast
durchweg genial war. Zudem fiel mir früh auf, dass fast jeder
Queen mochte, ja, sie sogar meiner Mutter, meiner Tante usw. positiv im
Gedächtnis blieben (ich glaube, meine Mutter kennt bis heute nur ein paar
wenige Pop/Rock-Bands: Beatles, Rolling Stones,
Michael Jackson und - durch mich - Queen).
Ich denke, keine andere Band hat so schöne Lieder zum Mitgrölen gemacht wie Queen;
sie sind zeitlos, kommen noch heute auf jeder Party gut an.
Meine Favoriten innerhalb der Band wechselten: Einmal war es Freddie Mercury
(extrovertiert, erstaunliches Stimmvolume), dann Brian May (unvergleichlich,
seine Gitarrengewitter auf der "Live Killers"), dann John Deacon
(introvertiert, seine Bassläufe sind klasse "Boxen-Killer"), und dann wieder
Roger Taylor (wegen ihm bastelte ich aus Dash-Tonnen und Topf-Deckeln
Schlagzeuge zusammen).
Kein Tod irgendeiner berühmten Persönlichkeit hat mich je so geschockt, wie der
von Freddy.
Das hat kaum je einer verstanden, dass mir
Billy Idol gefällt. Der einzige Song, der auf breiter Front durchgeht, ist
"Sweet 16" - und den habe ich neulich sogar in einem Kaufhaus gehört [Billy wäre
sicher begeistert :-)]
Bei einem Fernsehauftritt hatte er sich mal in die Hand
gespuckt und sich mit dieser über das Gesicht gewischt - das blieb hängen, im Gesicht
wie im Gedächtnis. Für die meisten war er damit gestorben (ein Prominenter darf vieles
sein - gierig, versoffen, ordinär usw. -, aber nicht "unsauber" bzw. eklig).
Mir war es einerlei; zu dem Zeitpunkt war ich bereits Idol-Fan. Der erste Song,
der mein Ohr von ihm erreichte, war "Flesh for fantasy". Ich hörte, lief los und kaufte
die Schallplatte (insgesamt habe ich mir nur 20 Schallplatten in meinem Leben gekauft,
und nur diese einer ohne jede Bedenkzeit).
Darauf fand ich dann auch "Rebel Yell", bis heute mein Nr. 1-Hit. Jo,
das bringt schon Fun: Mit 200 Sachen über die Autobahn jagen, Adrenalin gepusht bis
zum Anschlag durch die aggressiven Klänge eines Idol-Songs.
Für die "unseriösen Momente" im Leben ist er genau der richtige.
Vielleicht der genialste Musiker aller Zeiten.
Niemand sonst machte davor oder danach je wieder so schöne "Musik gewordene Mathematik".
Ein Thema, variiert in schier unendlicher Weise, gegossen in göttliche Harmonie.
Ich sah einmal eine Geschichtssendung, die ich hochinteressant fand, bis sie Bach als
Hintergrundmusik spielten - danach bekam ich nichts mehr mit, war nur noch erfüllt von
Musik.
Kleiner Tip: Setzten Sie sich einmal früh morgens auf den Balkon, barfuss, im
Schneidersitz, neben sich Kaffee, die Zigarette im Mund; denken Sie nun über das
Universum nach, über Raum und Zeit, Relativitätstheorie und Quantenphysik, und lassen
Sie sich dabei von Bachs "Air" in Ekstase erheben!
Wenn mich Musik ob ihrer Schönheit immer wieder zu Tränen rührt, dann die des
Thomas-Kantors.
Wow! Keinen anderen Künstler habe ich so unterschätzt wie diese Frau. Was ich
nach "Lucky" noch für eine Eintagsfliege hielt, mauserte sich
zur Queen of Pop.
So wunderbar-wandelbar bei gleichzeitigem Hochhalten des
Qualitätsniveaus wie Madonna ist sonst keiner - 1000 Frauen in einer.
Durchforste ich meine alten Kassetten, finde ich von ihr mehr Lieder als von
jedem anderen Musiker.
Einfach bombastisch: "Child in time". Und "Smoke on the water" war
DIE Hymne meiner Sturm & Drang-Zeit; die beste Version ist die des Live-Mitschnitts
eines "Monster of Rock"-Konzerts - da kann man mich im Hintergrund
mitsingen hören.